Fotos aus dem Staatsgefängnis in Horsens (Dänemark)
Fotoausstellung vom 27.04. bis 15.07.2019
„Der Mensch weiß wohl um das Gute, auch wenn er es nicht tut“
(Hildegard von Bingen, 1098-1179)
Der Fotograf, Bent Riis, 1954 geboren und mit zahlreichen Ausstellungen in Galerien und Museen vertreten, streifte zusammen mit dem Gefängnispfarrer Carl Lomholt durch das Staatsgefängnis von Dänemark in Horsens. Auf seinen Exkursionen vom Keller bis zum Dachboden hielt er Details jenseits des Nato-Stacheldrahts und der Ringmauern fest, die sonst nur von denjenigen bemerkt werden, die gezwungen sind, Tag für Tag, Jahr für Jahr in der Haftanstalt zuzubringen.
Die Fotos öffnen uns den Blick für die kleinen Dinge des Lebens am Rande des Alltäglichen. Auch wir sind Wartende, wartend darauf, daß ein Mensch unsere Sehnsüchte teilt. Deshalb hängen diese Bilder hier im Wartehäuschen.
Sucht birgt Sehnsucht, die Sehnsucht nach Wahrnehmung, Geborgenheit und dem Dazugehören. Schmal ist der Grat zwischen Sehnsucht und Sucht, schmal zwischen dem Rand und der Mitte unserer Gesellschaft. Aber keine Mitte existiert ohne Rand.
Carl Lomholt hörte den Gescheiterten zu, in ihrer Sucht Gefangenen und im Gefängnis Gelandeten, und verwandelte ihre Sehnsüchte in Worte – er war einer, der an sie glaubte. Carl Lomholt wurde 1932 in Kopenhagen geboren. Er war Pfarrer in Aalborg, Esbjerg und zuletzt im Staatsgefängnis von Dänemark. Er lebt mit seiner Frau in Horsens.
Die Fotos sind einer kleinen Predigtsammlung von Carl Lomholt entnommen. Sie erschien im Jahr 2000 in Dänemark und wurde 2018 ins Deutsche übersetzt (siehe Ansichtsexemplar).
Melzow, im April 2019
Jörg Wappler